AllianceBernstein | EZB bleibt trotz Investitionspaket zurückhaltend

AB erhöht Baseline für Leitzins für Ende 2025 auf 2,0 Prozent
Investmentfonds.de | Angedrohte US-Zölle, Aufrüstungs- und Investitionspaket in Deutschland, weiterhin geringes Wachstum: Die EZB-Rat hat heute seine Leitzinsen gestern wie erwartet um 25 Basispunkte auf 2,5 Prozent, 2,9 Prozent und 2,65 Prozent gesenkt. Wesentlich interessanter waren jedoch, wie die Währungshüter die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und den USA bewerten. Warum die EZB bei den positiven fiskalpolitischen Impulsen aus Deutschland aktuell noch zurückhaltend ist, welches Risiko angedrohte US-Zölle für den Euroraum mit sich bringen – und warum sie dennoch mittelfristig einen Wachstumsschub erwartet, erklärt Sandra Rhouma, European Economist – Fixed Income bei AllianceBernstein.Die EZB bekräftigte bei ihrer Sitzung diese Woche, dass der Desinflationsprozess auf einem guten Weg ist und weitgehend mit ihrer Prognose übereinstimmt. Allerdings bewerten die Währungshüter ihre aktuelle Geldpolitik als deutlich weniger restriktiv. Diese Einschätzung wurde bereits erwartet, weil die unterschiedlichen Ansichten über den neutralen Zinssatz in der jüngsten Vergangenheit zugenommen haben. Die EZB behält jedoch all ihre Optionen offen und legt sich nicht auf einen bestimmten Zinspfad fest.
Wachstumsaussichten nach unten korrigiert, Energiepreise dürften Inflation über Ziel drücken Die EZB hat ihren Ausblick für die Gesamtinflation von 2,1 Prozent im Jahr 2025 auf 2,3 Prozent nach oben korrigiert. Dies ist auf die erwartet höher ausfallenden Energiepreise zurückzuführen. Die Inflationsprognose für 2026 bleib dabei unverändert bei 1,9 Prozent. Für 2027 haben die Währungshüter ihre Prognose um 10 Basispunkte auf 2 Prozent nach unten korrigiert. Die Kerninflation wird sich voraussichtlich weiter auf 2,2 Prozent im Jahr 2025, 2 Prozent im Jahr 2026 und 1,9 Prozent im Jahr 2027 abschwächen – das sind 10 Basispunkte mehr als in den ersten beiden Jahren des Prognosehorizonts. Die Wachstumsrisiken sind weiterhin nach unten gerichtet – zumindest war dies der Stand zum Zeitpunkt, als die Prognose fertiggestellt wurde – entsprechend hat die EZB ihren Ausblick erneut nach unten korrigiert: 0,9 Prozent für 2025, 1,2 Prozent für 2026 und 1,3 Prozent für 2027. Die EZB-Prognosen sprechen daher nach wie vor dafür, dass die Währungshüter im Jahr 2025 ihre Geldpolitik weiter lockern dürften. Da sich die EZB jedoch ihren neutralen Zinssätzen nähert, dürfte das Tempo der Lockerungen angepasst werden. Darüber hinaus hat EZB-Chefin Christine Lagarde auf das höchst ungewisse Umfeld hingewiesen, mit dem der Euro-Raum aktuell konfrontiert ist, und lehnte daher ab, sich auf einen bestimmten Zinspfad festzulegen.
Geldpolitik ist weniger restriktiv, Argumente für eine weitere Lockerung bleiben Es ist nicht überraschend, dass die Geldpolitik aktuell weniger restriktiv wirkt. Immerhin hat die EZB ihre Zinssätze seit Juni 2024 um 150 Basispunkte gesenkt. Dies hat sich in einer Belebung der Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte widergespiegelt, auch wenn diese insgesamt weiter verhalten ausfallen. Allerdings befürchtet die EZB Gegenwind durch frühere Zinserhöhungen. Diese wirken sich weiterhin auf den Kreditbestand aus und könnten die Auswirkungen der Leitzinsen auf ihrem Weg nach unten begrenzen. Dennoch gibt es gute Gründe für Zinssenkungen. Obwohl höhere Energiepreise die Gesamtinflation nach oben treiben dürften, wird der zugrunde liegende Preisdruck weiter nachlassen. Die Inflation bei Dienstleistungen ist im Februar endlich gesunken und wird diesen Trend fortsetzen, während die Löhne bis zum Jahresende voraussichtlich wieder auf ihr Niveau vor der Pandemie zurückfallen werden. Die Konjunktur dürfte sich in diesem Jahr weiter verbessern, angetrieben durch einen stärkeren privaten Konsum und möglicherweise einen Stimmungsschub durch die Ankündigung des Investitionspakets in Deutschland. Dennoch dürfte die konjunkturelle Entwicklung so verhalten bleiben, dass die EZB weitere Unterstützung leisten kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass die angedrohten US-Zölle ein erhebliches Risiko für das Wachstum in Europa darstellen. Tatsächlich ist die Abwärtskorrektur der Wachstumsprognose der EZB ausschließlich auf die hohe handelspolitische Unsicherheit sowie auf die allgemeine politische Unsicherheit zurückzuführen.
Wie wirkt sich die deutsche Finanzreform auf die EZB aus? Eine Frage, die auch Christine Lagarde auch bei der jüngsten Pressekonferenz gestellt wurde. Die gestiegenen Haushaltsausgaben in Deutschland, insbesondere für die Infrastruktur, wirken durchaus positiv auf die mittelfristigen Wachstumsaussichten. Es ist jedoch wichtig, zunächst einen Schritt zurückzugehen und die bekannten und unbekannten Faktoren in dieser Phase zu bewerten. Die neue Bundesregierung plant, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen und zu diesem Zweck die Schuldenbremse zu reformieren. Darüber hinaus wurde ein Sonderinvestitionsfonds für Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro vorgeschlagen. Das sind alle derzeit verfügbaren Informationen. Allerdings benötigen diese Maßnahmen noch die Zustimmung des Parlaments sowie einer konkreten Umsetzung, bevor sie sich auf Wachstum oder Inflation auswirken können. Es überrascht daher kaum, dass Frau Lagarde diese Unsicherheit in ihrer Einschätzung einfließen lässt – schließlich kann sich die Geldpolitik aktuell nicht auf ein so hohes Maß an Unabwägbarkeiten stützen. Dennoch ist es sinnvoll, mittelfristig mit einem Wachstumsschub zu rechnen, der in erster Linie aus dem Infrastrukturplan resultiert, zusammen mit einem potenziellen Inflationseffekt in den Jahren 2026-27.
Unsere revidierte Basislinie für den Leitzins der EZB liegt daher für Ende 2025 bei zwei Prozent, gegenüber den vorher angenommenen 1,75 Prozent. Die Argumente für eine Senkung der EZB unter zwei Prozent bis zum Jahresende erscheinen vor dem aktuellen Hintergrund schwächer. Die EZB wird sich wahrscheinlich dafür entscheiden, bei zwei Prozent zu bleiben, wenn ihre Prognosen auf eine höhere Inflation in den kommenden Jahren hindeuten, anstatt die Zinsen 2026 erneut zu erhöhen. Die Anpassung unserer Prognose wird hauptsächlich von zwei Faktoren bestimmt: 1. Die Wachstumsrisiken im Jahr 2025 sind weniger nach unten geneigt. 2. Unsere Annahme über den Risikomanagementansatz der EZB, weil sich die Währungshüter einer neutralen Politik nähern und die Fiskalpolitik expansiver wird. Allerdings wird die EZB auch nicht zögern, den Leitzins bei Bedarf unter zwei Prozent zu senken, etwa aufgrund der Einführung neuer Zölle, die dem europäischen Wachstum in diesem Jahr schaden könnten.
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