Vanguard: EZB-Sitzung: Unterschreitungsrisiko wächst, Deutschland enttäuscht
Shaan Raithatha, Senior Economist bei Vanguard Europe
Investmentfonds.de |28. Oktober, Frankfurt. Die Europäische Zentralbank dürfte am Donnerstag ihren Leitzins bei 2,0 Prozent belassen. So entsprachen nicht nur die Konjunkturdaten der vergangenen sechs Wochen im Großen und Ganzen den Erwartungen, auch der Euro zeigte sich stabil. Die meisten Mitglieder des EZB-Rats haben bekräftigt, dass die politische Lage ein positives Bild zeigt und dass die Gefahren für die Inflationsprognosen „zweiseitig“ sind.
Die Hochfrequenzindikatoren für die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation haben sich seit der EZB-Sitzung im September weitgehend so entwickelt, wie erwartet, auch wenn es eine leichte Enttäuschung bei den Daten aus Deutschland gab. Insbesondere der starke Rückgang der Produktion im verarbeitenden Gewerbe im August hat überrascht. Die EZB-Mitarbeiter erwarten für das dritte Quartal ein Wachstum von null Prozent für den Euroraum. Die Messlatte für wachstumsbedingte Lockerungen bei der Geldpolitik dürfte daher hoch liegen.
Energiepreise könnten Inflationsprognose drücken
Ein Faktor, der insbesondere die Inflationsprognose der EZB beeinflussen könnte, sind die weiter gefallenen Energiepreise. Während der Euro relativ stabil gehandelt wurde, sanken die Brent-Rohölpreise um drei Prozent, die TTF-Erdgaspreise gaben sogar um sieben Prozent nach. Wenn diese Entwicklung anhält, wird dies dazu führen, dass der Verbraucherpreisindex Mitte 2026 um weitere 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte sinkt. Die EZB prognostiziert für 2026 einen durchschnittlichen VPI von nur 1,7 Prozent. Das Risiko einer erheblichen Unterschreitung der Inflationsrate wächst.EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte sich weiterhin wenig besorgt über das Risiko einer Unterschreitung der Inflationsrate. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Energiepreise haben wir Verständnis für die jüngsten Äußerungen von Gediminas Šimkus. Der litauische EZB-Entscheidungsträger fordert eine Senkung des Risikomanagements. Auch sein französischer Amtskollege François Villeroy de Galhau geht eher von einer Senkung als von einer Anhebung aus. Aber wenn die Inflation weiter sinkt, wird es wohl einen Katalysator geben müssen. Lagarde hat schließlich öffentlich erklärt, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs nicht als Reaktion auf geringfügige Abweichungen der Inflation von den Zielvorgaben abhängig machen wird.
Verschiebung der ETS2-Einführung könnte Inflationsprognose weiter senken
Der EUR 5y5y Inflation Forward Swap bewegt sich derzeit zwischen 2,0 und 2,1 Prozent, ist aber in den letzten drei bis vier Monaten nach unten gedriftet. Eine Inflation, die in der ersten Jahreshälfte 2026 unter dem Ziel liegt, könnte hier weiteren Abwärtsdruck ausüben – insbesondere aufgrund niedrigerer Energiepreise. Wenn die Inflation mittelfristig bei 1,8 Prozent oder weniger liegt, dann würden wir das als Grund für eine vorsorgliche Senkung sehen. Spekulationen gibt es zudem rund um das neue EU-Emissionshandelssystem (ETS2). So könnte die für Anfang 2027 geplante Einführung verschoben werden. Die EZB könnte dadurch wiederum gezwungen werden, ihre Prognose für die Gesamtinflation 2027 ebenfalls nach unten zu korrigieren.Die EZB hat bereits eine leichte Unterschreitung des Zwei-Prozent-Ziels vorgesehen. Daher könnte eine Senkung des Risikomanagements sinnvoll sein. In unserer Basisprognose gehen wir davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik für den Rest der Jahre 2025 und 2026 beibehält. Die Risiken tendieren jedoch zu einer weiteren Lockerung.
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