FIRST PRIVATE IM | Marktausblick 2023: Zins- und Inflationserwartung

Marktausblick 2023
Zins- und Inflationserwartung: „Anleger müssen sich auf ein neues Setup einstellen“
- Abbau von Lieferengpässen und stabile Arbeitsmärkte sprechen für weitere Normalisierung
- Peak der Inflation wahrscheinlich erreicht: Entwicklung der Konsumentenpreise bleibt 2023 die entscheidende Größe
- Anspruchsvolles Zinsumfeld setzt klassische Portfolio-Modelle weiter unter Druck – stärkere Diversifikation mit Alternatives ist der Schlüssel zum Erfolg
Frankfurt am Main, 19. Dezember 2022. Ein markanter Abbau von Lieferengpässen, die weiterhin soliden Arbeitsmärkte in den westlichen Industrieländern, sowie der zuletzt nachgebende Dollar als Schlechtwetterwährung: Vieles spricht für eine weitere Normalisierung der Märkte und weckt Zuversicht für 2023. Dennoch bleibt die Inflationsdynamik die richtungsweisende Kenngröße. Warum für klassische 60/40-Portfolios auch in den kommenden Monaten keine durchgreifende Erholung zu erwarten ist – und welche Alternativen Investoren in den Blick nehmen sollten, erklärt Richard Zellmann, Geschäftsführer und Partner bei First Private Investment Management, in seinem Ausblick für 2023.
Sind wir am Wendepunkt in Sachen Inflation und Zinsen angelangt? Das ist die Frage, die sich viele Investoren am Ende dieses herausfordernden Jahres stellen müssen. Klar vorgezeichnet ist eine milde Rezession in den westlichen Industrieländern, die sich in den nächsten Monaten einstellen wird. Dennoch gibt es Grund für verhaltenen Optimismus, zumal jüngste Verwerfungen viele neue Investmentopportunitäten aufgedeckt haben. Zahlreiche zyklische Indikatoren sprechen dafür, dass sich die Märkte 2023 weiter normalisieren. So ist weltweit ein deutlicher Abbau von Lieferengpässen zu beobachten. Die weiterhin soliden Arbeitsmärkte der westlichen Industrieländer helfen auf der Einkommensseite die Nachfrage zu stützen – und der schwächere Euro kommt insbesondere europäischen Exporteuren zugute.
Kürzere Lieferzeiten nehmen Druck von Konsumentenpreisen
Die Entwicklung der Inflation ist und bleibt jedoch die zentrale Stellgröße für die kommenden Monate – insbesondere die Konsumnachfrage wird davon abhängen, wie sich die Verbraucherpreise entwickeln. Auch hier stehen zahlreiche Zeichen auf Entspannung. So zeigt etwa eine Umfrage der Kansas City Fed, dass sich die Lieferzeiten in der Industrie wieder deutlich verkürzt haben. Bei der vor allem angebotsgetriebenen Inflationsdynamik könnte dies die Situation deutlich entspannen. Frühindikatoren für die Verbraucherpreisentwicklung wie die Gebrauchtwagenpreise in den USA haben ihre Nulllinie wieder erreicht und zeigen bereits in diese Richtung. Ähnliche Indikatoren gibt es auch für den Euro-Raum sowie den chinesischen Markt.
Offen bleibt die Frage, auf welchem Niveau sich die Inflation mittelfristig einpendeln wird. Interessant dabei ist ein Blick auf die Entwicklung der fünfjährigen Inflations-Swaps. Diese liegen aktuell weiter im Bereich 2,3 bis 3 Prozent. Ein starkes Indiz dafür, dass sich die Inflationserwartung noch nicht festgesetzt hat und ein Großteil der Marktakteure daran glaubt, dass die Teuerung mittelfristig auf ein kontrollierbares Niveau zurückkehrt.
Nach zehn Jahren Niedrigzins: Neues Setup verlangt Diversifikation
Für Investoren bedeutet die aktuelle Situation, dass sie sich zins- und inflationsseitig auf ein ganz anderes Setup einstellen müssen als in den vergangenen zehn Jahren. Insbesondere klassischen 60/40-Portfolios verzeichnen aktuell massive Verluste. Sie haben die schlechtesten drei Quartale hinter sich, die jemals gemessen wurden. Dabei bestätigt die aktuelle Entwicklung ein Muster, das sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat: In Zeiten, in denen es steigende Zinsen gab – 1965 bis 1969, 1972 bis 1974, 1977 bis 1980, beim Rentenmarktcrash 1993/1994 oder auch 2004 bis 2006 – haben sich Aktien und Renten jeweils gleichermaßen schlecht entwickelt. Die Korrelation der beiden Anlage-Klassen ist speziell in diesem Umfeld positiv.
Zinsumfeld bleibt auch 2023 anspruchsvoll
Auch für die kommenden Monaten ist hier keine Änderung zu erwarten. Für einen Wechsel der Zinspolitik der Zentralbanken müsste die Inflation schnell und erheblich sinken und sich gleichzeitig eine schwerwiegende Rezession abzeichnen. Beides ist aktuell nicht absehbar. Anleger sollten sich auf diese neue Situation einstellen, ihre Portfolios diversifizieren und alternative Strategien suchen, die sich auf weitgehend marktneutrale Ertragsquellen fokussieren: Long/Short Strategien für Rohstoffe, Equity oder Fixed Income sollten von der höheren Volatilität profitieren und sich gerade in der aktuellen Situation besonders auszahlen. Mit einer Kombination aus 50 Prozent dieser alternativen Anlagestrategien und klassischen Betas erhalten sich Investoren in diesem recht unsicheren Marktumfeld beiderseits Chancen: auf eine auskömmliche Markterholung durch sinkenden Inflationsdruck einerseits und eine marktneutrale, unkorrelierte Performance durch Alternatives andererseits.
Auf der Aktienseite nehmen Value-Titel eine wichtige Rolle ein, um auf per Saldo höherem Inflationsniveau Portfolio-Risiken zu verringern. Darüber hinaus lohnen sich Investitionen in Small- und Mid-Caps, die zyklisch oder strukturell vom aktuellen Umfeld profitieren bzw. zuletzt zurückgeblieben sind. Auch wenn viele Indikatoren auf eine deutliche Entspannung und Normalisierung im Jahr 2023 hindeuten, ist aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage – allen voran die Entwicklung des Ukrainekriegs – Vorsicht geboten. Auch hier können marktneutrale alternative Anlagestrategien ein lohnendes Werkzeug sein.
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