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Investmentfonds.de
09.11.2018:
Marktkommentar Vontobel:"Bereiten Sie sich auf stürmische Zeiten vor"
Köln, den 09.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Luc D`hooge, Head of Emerging Markets Debt, Vontobel Asset Management- Fahrwasser für Schwellenländeranleihen bleibt unruhig
- Schwaches Wirtschaftswachstum weltweit und länderspezifische Faktoren
belasten
- Fundamentaldaten weiter intakt
Für die globalen Märkte war der Oktober ein ereignisreicher Monat und auch die
nahe Zukunft dürfte turbulent bleiben. Die US-Aktienmärkte erlebten einen
Einbruch, der den S&P 500 um 7 Prozent sinken ließ. Dieser Rückgang ist zwar
nicht ganz so stark wie im Februar, aber dennoch erheblich. Da die Anleger
zunehmend sicherere Häfen ansteuerten, wertete der US-Dollar auf, während sich
Öl und viele andere Rohstoffe abschwächten. Der IWF veröffentlichte seine
vierteljährliche Prognose für das weltweite Wachstum und korrigierte seine
Erwartungen sowohl für die Industrie- als auch für die Schwellenländer
nach unten.Länderspezifische Entwicklungen belasten SchwellenländerDie Schwellenländer wurden zudem von zahlreichen länderspezifischen
Entwicklungen belastet. Dabei wirkte sich die gesamtwirtschaftliche
Abkühlung Chinas am deutlichsten auf die Märkte aus. So sprechen mehrere
Indikatoren (Export-PMI, PKW-Verkäufe, usw.) für eine Abschwächung, die
vermutlich vor allem auf den Handelsstreit mit den USA zurückzuführen ist.
Anfang Oktober reagierte die chinesische Regierung mit moderaten
Anreizmaßnahmen und signalisierte zum Monatsende die Bereitschaft, diese
auszudehnen.
Mit Spannung erwartet wird der G20-Gipfel von Buenos Aires am 1. Dezember,
bei dem US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping
aufeinandertreffen werden.
Der mysteriöse Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi in
einem Konsulat in der Türkei lenkte die Aufmerksamkeit der Märkte auf
Spekulationen über politische Intrigen innerhalb des Königreichs. Die Rolle
der Türkei in der Aufklärung des Falls, sowie die Freilassung des US-Pastors
Andrew Brunson, bescherten türkischen Vermögenswerten eine starke Rally
(z.B. Devisen und Bankenanleihen).
Brasilien wählte im Oktober den Rechtspopulisten Jair Bolsonaro zum Präsidenten.
Trotz seiner extremen Ansichten begrüßten die Märkte seine Wahl. Diese
Einschätzung teile ich nicht, da seine wirtschaftspolitische Agenda wenig klar
ist und er bislang nicht in der Wirtschaftspolitik tätig war. Hält er an dem
aggressiven Ton, den er im Wahlkampf anschlug, fest, wird er beim Regieren
vermutlich auf Widerstand stoßen. Aus Anlegersicht würde ich sagen, dass die
Sambatrommeln in Brasilien vorerst verstummt sind und der Karneval eine Pause
einlegt.
Unterdessen hat der angehende Präsident Mexikos, López Obrador (kurz AMLO
genannt), das Vertrauen der Märkte in den institutionellen Rahmen des Landes
und in seinen Führungsstil erschüttert, nachdem er einen milliardenschweren
Flughafen-Neubau auf umstrittene Weise stoppte.
Anleger zeigen sich vorsichtiger, Spreads von Schwellenländeranleihen weiten
sich aus
Zu den weniger schlagzeilenträchtigen, dennoch bedeutenden Ereignissen gehörte
die endgültige Bewilligung eines IWF-Hilfspakets in Höhe von 57 Milliarden
US-Dollar für Argentinien. Auch die Ukraine sicherte sich ein neues umfassendes
IWF-Kreditprogramm und drei arabische Golfstaaten verabschiedeten ein
10-Milliarden-Dollar-Hilfspaket für Bahrain. Die peruanische Oppositionsführerin
Keiko Fujimori wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und der südafrikanische
Finanzminister wurde ohne viel Drama ersetzt.
Die zahlreichen Schlagzeilen hatten zur Folge, dass sich die Spreads von
Schwellenländeranleihen ausweiteten.Das gilt sowohl für Staats- als auch
für Unternehmensanleihen. Angesichts dieser Turbulenzen überrascht es kaum,
dass die Fonds deutliche Abflüsse verzeichneten. Diese beliefen sich auf rund
500 Millionen US-Dollar in Hartwährungen, was allerdings durch einen umfassenden
Zufluss von 1,2 Milliarden US-Dollar in der ersten Oktoberwoche weniger stark
zutage trat.
Risiken in Schwellenländern werden bleiben
Und es sieht ganz danach aus, dass das Fahrwasser für Schwellenländeranleihen
unruhig bleiben wird: Die oben genannten Ereignisse in den Golfstaaten, in
Brasilien, der Türkei und China könnten weitere Wellen schlagen und nicht
seefeste Anleger zum Kentern bringen. Allerdings - und das wiederhole ich
immer wieder - gehören solche Ereignisse zur Anlagetätigkeit an den
Schwellenmärkten dazu und bergen auch Chancen, insbesondere, wenn die
Fundamentaldaten stark bleiben.
Der US-amerikanische Dichter Oliver Wendell Holmes Sr. brachte dies wie
folgt auf den Punkt: "Um einen Hafen zu erreichen, müssen wir segeln, manchmal
mit dem Wind und manchmal dagegen. Aber wir dürfen nicht treiben oder vor Anker
liegen".
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