16.08.2005
Threadn.: Dt. Aktien gut pos. für einen Aufwärtstrend
Köln, den 16.08.2005 (Investmentfonds.de) - Das europäische Aktienteam von
Threadneedle Investments beurteilt den deutschen Markt nun wieder zuversicht-
licher. Im Folgenden erläutert Dave Dudding, Fondsmanager des Threadneedle
European Smaller Companies Growth Fund, das aktuelle wirtschaftliche und
politische Umfeld in Deutschland einschließlich der bevorstehenden Bundestags-
wahlen und erklärt, warum das Team der Auffassung ist, dass sich die Zukunfts-
aussichten deutscher Aktien verbessert haben.
Die Restrukturierungen in Deutschland – sowohl auf volkswirtschaftlicher Ebene
als auch bei den Unternehmen – beginnen sich allmählich auszuzahlen. Auf Unter-
nehmensebene ist der Gewinnanteil gemessen in Prozent des Volkseinkommens seit
2000 von 36 auf 39 Prozent angestiegen. Dies bedeutet, dass deutsche Unternehmen,
die bereits die Produktionskosten in Niedriglohnländer verlagert oder die Flexi-
bilität unter ihren gewerkschaftlich organisierten Mitarbeitern gefördert haben,
fundamental sehr gut dastehen. Die Entwicklung des Euro war für die deutschen
Industrieunternehmen ein großer Vorteil. Diesen Unternehmen ist es gelungen, die
Lohnstückkosten niedrig zu halten - im Gegensatz zu vielen ihrer Mitbewerber
(beispielsweise aus Italien), die nun nicht mehr die Möglichkeit haben, ihre
Probleme durch Währungsabwertungen zu lösen. Des Weiteren ist der Einfluss der
Aktionäre auf die Entwicklung der Unternehmen auf Kosten der Unternehmens-
leitungen und Gewerkschaften im letzten Jahr deutlich gestiegen (Beispiele
hierfür sind die Deutsche Börse, Volkswagen und Daimler-Chrysler).
Das größte Problem der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren sind – im
Gegensatz zu den Problemen in den USA - zu hohe Sparquoten. Die Sparquote in
Deutschland liegt derzeit bei etwa 10,5 Prozent. Dies ist ein sehr hohes Niveau,
das teilweise auf Besorgnisse um eine steigende Arbeitslosigkeit und die
Kürzungen der Staatsausgaben in den Bereichen Gesundheit, Sozialhilfe und
Pensionsrückstellungen zurückzuführen ist. Der Anstieg der Sparraten spiegelt
sich in der Entwicklung des Aktienkurses einiger deutscher Finanzdienstleister
wie dem AWD wider. Darüber hinaus wurden deutsche Spargelder in der Vergangen-
heit nicht stark in eigengenutzte Immobilien (die üblichste Form des Sparens in
Großbritannien) und ebenso wenig in den Aktienmarkt investiert. Dafür setzte
man zunehmend auf niedrig verzinsliche Anlagen und andere Anlageinstrumente.
Einige Faktoren werden in den nächsten Monaten nun wahrscheinlich einen Teil
dieser aufgestauten Ersparnisse in Aktien fließen lassen.
Zum einen stehen in Deutschland Bundestagswahlen an. Wir glauben, dass es zu
grundlegenden Veränderungen kommen kann - nicht notwendigerweise, weil die
Allianz der Christlich Demokratischen Union (CDU) und der Christlich Sozialen
Union (CSU) stärker marktwirtschaftlich ausgerichtet ist als die Sozialdemo-
kratische Partei Deutschlands (SPD), sondern weil die Möglichkeit besteht,
dass die Konservativen in einer Koalition mit der Freien Demokratischen Partei
(FDP) die Kontrolle über die Exekutive des Staates sowie über den Bundesrat und
den Bundestag erlangen könnten. Die Blockade bei der Gesetzgebung war einer der
Hauptgründe dafür, warum die Reformen von Bundeskanzler Schröder nur halbherzig
ausgefallen sind. Sicherlich würde ein Sieg von CDU, CSU und FDP im Hinblick
auf die Stimmungslage der Anleger sowohl seitens einheimischer als auch inter-
nationaler Investoren als eine gute Nachricht aufgenommen.
Im Rahmen ihres Parteiprogramms hat die konservative Koalition bereits ausgeführt,
dass sie die Steuervergünstigungen, die einige Sparprodukte bieten, abschaffen
würde. Dies würde dazu führen, dass Aktien im Vergleich zu anderen Anlagemöglich-
keiten attraktiver werden. Darüber hinaus käme eine solche Maßnahme zu einem
Zeitpunkt, zu dem die 3- und 5-jährige Entwicklung von Aktien im Vergleich zu
anderen alternativen Anlageklassen wieder einen recht guten Eindruck zu machen
scheint. So ist beispielsweise einer unserer auf marktbreite Titel ausgerichteten
europäischen Fonds, der Threadneedle European Growth Fund, in den letzten drei
Jahren um 20,3 Prozent angestiegen* (siehe Tabelle unten). Zu erwähnen ist auch,
dass sich die Differenz bei der Wertentwicklung von Aktien und Anleihen in den
nächsten Monaten wahrscheinlich noch weiter zugunsten von Aktien ausweiten wird.
Selbst über 5 Jahre – einem Zeitraum, der eine der schlimmsten Kurskorrekturen
(2,5 Jahre) am Aktienmarkt in der Geschichte überhaupt umfasst – liegen die
Ergebnisse nun im Plus. All dies hat zur Folge, dass deutsche Anleger, die durch
die Volatilität am Aktienmarkt vorsichtig geworden sind, nun durchaus wieder
bereit sein könnten, sich am Aktienmarkt – und zwar insbesondere am deutschen
Aktienmarkt – schrittweise zu engagieren. Die Revolution im Bereich Aktien ist
also nicht beendet, sondern nur verschoben worden.
Außerdem gibt es derzeit auch berechtigte Aussichten auf eine allmähliche Erholung
der deutschen Konsumausgaben, die bis jetzt das schwächste Glied der Konjunkturent-
wicklung in Deutschland waren. Der Anteil der Hausbesitzer in Deutschland war im
europäischen Vergleich in der Vergangenheit immer niedrig (42 Prozent gegenüber
einem Durchschnitt im Euroraum von 60 Prozent). Dieser Anteil steigt aber derzeit
rapide an, da sog. Vulture-Fonds und hauptsächlich ausländische Private Equity-
Unternehmen von deutschen Unternehmen viele Immobilien erwerben und sie dann an
die darin zur Miete wohnenden Personen veräußern. Diese Mieter sind kaufwillig,
da wegen der derzeit niedrigen Zinsen die Höhe der Hypothekenzahlungen in etwa
dem Mietpreis entspricht. Ferner sind Banken zunehmend bereit, Kredite zu vergeben,
da sie ihre Kosten während der Abwärtsbewegung in den Griff bekommen haben und nun
über mehr Kapital verfügen. Die Verbraucher wiederum, die für ihre Hypothek nun
ebenso viel aufwenden wie vorher für die Miete, fühlen sich reicher, weil sie ihr
Haus am Ende der Hypothekenlaufzeit besitzen, anstatt darin lediglich als Mieter
zu leben. Dies ist für den Konsum aus zwei Gründen positiv. Erstens, weil die
Verbraucher das Gefühl haben, dass die Zahlung von Hypotheken für sie eine Art
des Sparens darstellt. Deshalb geben sie mehr von ihrem verbliebenen Monatsein-
kommen aus (d.h. die Sparquote könnte sinken). Zweitens ist der Hausbesitz
psychologisch betrachtet ein „Wohlfühlfaktor“ und sorgt für steigende Konsumaus-
gaben, sei es nun für Haushaltsgeräte oder Möbel. Genau der gleiche Mechanismus
hat im letzten Jahrzehnt auch den Konsum-Boom in Großbritannien, Spanien und
Irland beflügelt. Während wir uns in Großbritannien derzeit möglicherweise am
Ende dieser speziellen Entwicklung befinden, steht Deutschland wahrscheinlich
erst am Beginn.
Eine Erholung der deutschen Konsumausgaben wäre jedoch wahrscheinlich nur die
Spitze des Eisberges. Deutsche Aktien werden beim Bewertungsniveau auf branchen-
bereinigter KGV-Basis (Goldman Sachs) in etwa wie der europäische Aktienmarkt
gehandelt, den wir für preiswert halten. Und zwar trotz der Wahrscheinlichkeit
eines kurzfristig höheren Gewinnwachstums in Deutschland, das die Folge der
zyklischen Natur dieser Volkswirtschaft und des anhaltend hohen globalen Wirt-
schaftswachstums ist.
Zusammengefasst gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die in ihrer Kombination für
deutsche Aktien positiv sind. Auf konjunktureller Ebene hat sich die Profitabilität
der Unternehmen dank der Restrukturierungen verbessert und die anstehenden Wahlen
bieten realistische Aussichten auf eine Auflösung der Gesetzesblockade, die das
Tempo der Reformen beeinträchtigt hat. Darüber hinaus könnte der zunehmende Haus-
besitz den deutschen Binnenkonsum durchaus beflügeln, wie dies bereits in anderen
europäischen Ländern geschehen ist.
Für den Aktienmarkt selbst könnte das Wahlergebnis den Wegfall einiger Steueranreize
für ein Investment außerhalb von Aktien auslösen, und zwar zu einem Zeitpunkt, an
dem die Erträge des deutschen Aktienmarktes im Vergleich zu anderen Anlagemöglich-
keiten für Investoren einen zunehmend attraktiven Eindruck machen. Da der deutsche
Markt darüber hinaus im Vergleich zum übrigen europäischen Raum zu einem ähnlichen
KGV gehandelt wird, ist auch das Bewertungsniveau günstig.
Unsere Fonds haben ihre Ausrichtung auf Deutschland zuletzt angehoben. Im Durchschnitt
liegt die geographische Gewichtung bei etwa 15 Prozent. Der Threadneedle European
Smaller Companies Growth Fund hält sogar einen Anteil von 20 Prozent. Wir gehen davon
aus, dass sich deutsche Aktien in diesem Umfeld sehr gut entwickeln. Unsere Fonds
sind darauf ausgerichtet, von dieser Entwicklung zu profitieren.
Quelle: Investmentfonds.de