Principal Global Investors: Europa 2019 - Weit mehr als nur der Brexit

Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors
- Labour-Regierung unter Jeremy Corbyn könnte Risiken vor allem für britische Finanzindustrie bergen
- Spannungen zwischen EU und Italien setzen sich 2019 fort und dominieren die Risiken auf dem Kontinent
- EZB steht vor personellen und regulatorischen Neuerungen
"Eine Lösung der Brexit-Unsicherheit ist zwar ein großer Faktor für Großbritannien, nicht aber für Europa", beginnt Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, ihren Marktausblick auf Europa 2019. Mit Blick auf Großbritannien ist ihre Hauptsorge das Risiko, welches von einer durch Jeremy Corbyn angeführten Labour-Regierung ausgehen könnte. Corbyns nationalistische Tendenzen sowie die Forderung nach einem Gesetz zur Lohnobergrenze könnten die Finanzunternehmen in Großbritannien in Schwierigkeiten bringen.
Das italienische Drama setzt sich 2019 fort
"Auf dem Kontinent spielt die Fortsetzung der italienischen -Saga- für den Ausblick auf 2019 eine wichtige Rolle", betont die Strategin. Italien versuche einen Balanceakt, um sowohl italienische als auch europäische Mächte zu besänftigen. In diesem Zusammenhang habe der stellvertretende italienische Ministerpräsident Matteo Salvini kürzlich erklärt, er sei bereit, über den Haushalt zu verhandeln, allerdings nur am Rande. "Leider liegen die wirtschaftlichen Probleme Italiens nicht in den Randbereichen des Budgets", unterstreicht Shah.
Anleger sollten damit rechnen, dass sich diese kleinen Spannungen mit Italien möglicherweise bis in das zweite Quartal 2019 hinein fortsetzen könnten. Irgendwann aber werde die Europäische Kommission ein Disziplinarverfahren gegen Italien einleiten müssen. Das jedoch erst, wenn der italienische Haushalt implementiert werde und das italienische Defizit die von Europa gesetzten Grenzen überschritten habe.
Shah geht von zwei möglichen Szenarien aus, wie das italienische Drama ablaufen könne. "Eine Möglichkeit ist: Salvini tritt zurück, unter Umständen aufgrund des Drucks der Märkte, sobald die Zinsen der Staatsanleihen so sehr ansteigen, dass die Regierung keine andere Wahl hat, als sich zu zügeln," sagt Shah. Eine andere Möglichkeit sei eine interne Neuberechnung, bei der die Italiener erkennen würden, dass die Haushaltszahlen nicht zusammenpassen und eine weniger anti-europäische Haltung der richtige Weg vorwärts sei. "Während diese Geschichte noch nach ihrem Ende sucht, sollten Anleger mit einer anhaltenden Volatilität auf den europäischen Märkten rechnen", warnt die Expertin.
Nachfolgersuche der EZB mit Auswirkungen auf Zinserwartungen
Darüber hinaus behält die Expertin auch im Blick, wen die Europäische Zentralbank (EZB) als Nachfolger ihres derzeitigen Präsidenten Mario Draghi bestimme. "Ich erwarte konjunkturellen Gegenwind von einem härteren und weniger marktfreundlichen Nachfolger", so Shah. Sollte dieser Fall eintreten, würden die Märkte irgendwann im Jahr 2019 damit beginnen, die Zinserwartungen für 2020 neu zu bewerten und zu überlegen, ob die EZB damit beginne, ihre Bilanz über die bisherigen Erwartungen hinaus zu reduzieren.
Auswirkungen von Basel IV auf EZB-Refinanzierungsgeschäft
"Investoren sollten zudem ein Auge darauf haben, wie die EZB mit ihrem seit 2011 bestehenden längerfristigen Refinanzierungsgeschäft (LRG) umgeht", weist Shah hin. "Die neuen Baseler Bankvorschriften (Basel IV) schreiben vor, dass diese LRG-Mittel nicht ihren Kapitalanforderungen zugeordnet werden dürfen. Wenn die EZB beschließt, ein neues LRG zu emittieren, müsste das mit den neuen Baseler Vorschriften einhergehen und könnte soeinige Liquiditätsbedenken adressieren", fügt sie hinzu. In einem solchen Szenario könnten Anleger eine gewisse Entlastung vom Bankenstress erwarten, insbesondere in Italien.
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