SOLIT Gruppe: Silber outperformt Gold
Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
Ausbruch über 54 US-Dollar mit Potenzial bis 100 US-Dollar
Investmentfonds.de - Nachdem in der Vorwoche mehrere Fed-Mitglieder Signale in Richtung weiterer geldpolitischer Lockerung gesendet hatten, stieg nach den Fed Funds Futures die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Dezember auf etwa 100 Prozent an, während sie in der Woche bei nur 30 Prozent gelegen hatte. Nach dieser Senkung dürfte es im Januar erst einmal eine Zinssenkungspause geben. Parallel dazu sorgte die Spekulation um Kevin Hassett als möglichen nächsten Vorsitzenden der US-Notenbank für zusätzliche Fantasie in Richtung einer tendenziell zinssenkungsfreundlicheren Fed in der Zukunft. Trump erklärte in dieser Woche, er habe bereits entschieden, wer Powell als Fed-Vorsitzender ersetzen wird. Der Markt erwartet eine Bekanntgabe innerhalb der nächsten zwei Wochen, wobei jeder andere Kandidat als Kevin Hassett eine Überraschung wäre.In Folge kletterte der Goldpreis um mehr als 100 US-Dollar bis an seinen Abwärtstrend bei 4.175 US-Dollar an und der Silberpreis bis an sein Allzeithoch bei 54 US-Dollar. Charttechnisch hatte sich der Goldpreis in den vergangenen Wochen immer weiter eingekeilt, wozu auch die Zentralbanken beitrugen, die im Oktober ihre Goldkäufe verstärkt und ihre Reserven um netto 53 Tonnen aufgestockt hatten, was der stärkste monatliche Zuwachs seit November 2024 war.
Im dünnen Feiertagshandel rund um das Thanksgiving-Wochenende am Freitag gelang schließlich der Ausbruch nach oben, gefolgt von einem Preisanstieg bis zum nächsten Widerstand bei 4.245 US-Dollar. Der Silberpreis, der für meine Premium-Abonnenten bereits bei 52,50 US-Dollar ein erneutes Kaufsignal generierte, brach am Freitag über sein Allzeithoch bei 54 US-Dollar aus, worauf sich Shortseller eindecken mussten und der Preis auf ein neues vorläufiges Allzeithoch von 59 US-Dollar sprang und eine überdurchschnittliche Performance zeigte. Das Gold-Silber-Ratio sank darauf deutlich auf 72 am heutigen Mittwoch, dem niedrigsten Stand seit 2021.
Silber hat den Goldpreis in den letzten Monaten stark outperformed, was das gesunkene Gold-Silber-Ratio zeigt
Nominal handelt Silber nun weit über seinem Allzeithoch, doch real ist noch einiges an Luft nach oben vorhanden. Das inflationsbereinigte Hoch aus dem Jahr 1980 liegt bei über 160 US-Dollar je Feinunze, was das Potenzial zeigt, das Silber in einem Short-Squeeze haben könnte, wenn beispielsweise die großen vier Händler an der COMEX ihre große Shortposition in steigende Preise hinein eindecken müssten. Leider wird die CFTC nach dem Government Shutdown noch bis Ende Januar benötigen, um die CoT-Reporte auf den aktuellen Stand zu bringen. Erst dann werden wir sehen, ob und wie weit sich diese großen Händler bereits eingedeckt haben und wie viel Potenzial es noch nach oben geben könnte.
Der inflationsbereinigte Allzeithoch aus dem Jahr 1980 würde erst jenseits der 160 $ erreicht werden
Gold hingegen hat sein reales Hoch von 1980 bei 2.780 US-Dollar bereits deutlich übertroffen. Aber auch Gold ist aktuell keineswegs „zu teuer“, da die offiziellen Inflationszahlen nicht die reale Geldentwertung abbilden und das reale inflationsbereinigte Hoch noch deutlich höher liegt.
Der inflationsbereinigte Allzeithoch aus dem Jahr 1980 würde erst jenseits der 160 $ erreicht werden
Ausbruchsniveau entscheidende Marke bei Gold auch für Silber
Dieser Ausbruch über die wichtigen charttechnischen Marken erfolgte im Feiertagshandel unter dünner Liquidität. Seit der Rückkehr der Händler am Dienstag nach Thanksgiving bewegt sich der Markt eher seitwärts und die Rallye des dünnen Feiertagshandels ist zumindest vorerst zum Stillstand gekommen.Das Kaufsignal mit dem Ausbruch über den Abwärtstrend brachte den erwarteten Anstieg bis zum nächsten Widerstand mit einem neuen Verlaufshoch bei 4.264 US-Dollar im Goldpreis, während Silber einen Profit von 6 US-Dollar brachte, bevor der Markt auf aktuell etwa 58 US-Dollar zurückkam. Solange der Goldpreis über seinem Abwärtstrend handelt, bleibt das Chartbild langfristig aufwärtsgerichtet, ebenso beim Silberpreis oberhalb seines Allzeithochs.
Der Bereich um 4.175 US-Dollar bleibt die zentrale Zone, an der sich entscheidet, ob der Ausbruch nach oben Bestand hat und ein weiterer Anlauf in Richtung des Allzeithochs bei rund 4.400 US-Dollar möglich bleibt oder ob der Goldpreis wieder in den alten Abwärtstrend zurückfällt und die Korrekturszenarien mit 3.700 US-Dollar und 3.450 US-Dollar wieder in den Vordergrund rücken.
Wir verfügen derzeit nicht über den aktuellen CoT-Report der CFTC, da die Datenerfassung aufgrund des Government-Shutdowns erst Ende Januar wieder aktuell sein wird. Jedoch kann die Positionierung der Spekulanten am Terminmarkt anhand der Veränderung der offenen Positionen in den Gold-Futures abgeleitet werden. Demnach haben die Spekulanten ihre Long-Positionen in Gold in den letzten zwei Wochen deutlich ausgebaut, während der Goldpreis nicht in dem gleichen Maß angestiegen ist. Dies ist tendenziell eher ein bärisches Indiz, weshalb man im Trading genau darauf achten sollte, ob der Goldpreis zurück in den Abwärtstrend rutscht, denn ein folgender Long-Drop könnte dann schnelle Preisrückgänge mit sich bringen.
Der Silberpreis stieg auf ein neues Allzeithoch auf über 59 US-Dollar an
Zentralbanken steigern Goldkäufe
Die Zentralbanken weltweit haben im Oktober ihre Goldkäufe verstärkt und ihre Reserven um netto 53 Tonnen aufgestockt, wie das World Gold Council (WGC) berichtet. Dies entspricht einem Anstieg von 36 % gegenüber September und ist der stärkste monatliche Zuwachs seit November 2024. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Käufe auf 254 Tonnen, was deutlich weniger ist als in den letzten drei Jahren, da die höheren Preise die Nachfrage dämpfen.Polen bleibt mit 83 Tonnen seit Jahresbeginn der herausragende Käufer. Nach einer fünfmonatigen Pause nahm die polnische Nationalbank ihre Käufe nun wieder auf und kaufte im Oktober 16 Tonnen hinzu, womit sie ihre Bestände auf 531 Tonnen (26 % der Gesamtreserven) erhöhte.
Brasilien zog mit den Käufen Polens im Oktober gleich. Es kaufte zum zweiten Mal in Folge 16 Tonnen hinzu, wodurch sich seine Reserven auf 161 Tonnen (6 % der Gesamtreserven) erhöhten. Die chinesische Zentralbank, ein weiterer Top-Käufer, meldete Goldkäufe für 12 Monate in Folge und kaufte im Oktober 0,9 Tonnen hinzu, wodurch sich die offiziell gemeldete Gesamtmenge auf 2.304 Tonnen erhöhte. Im Gegensatz dazu war Russland der einzige Verkäufer in diesem Monat mit einer Bestandsreduktion um 3 Tonnen.
Analyse zu Palladium: Aufwärtstrend noch intakt
Nachdem der Goldpreis im August über seinen Widerstand bei 3.400 US-Dollar ausbrechen konnte und auch Silber seinen Widerstand bei 35,50 US-Dollar überwand, sprangen Spekulanten auch bei Platin und Palladium auf, worauf die Investmentnachfrage bei den beiden Industriemetallen stark anstieg. Dies mag fundamental unbegründet sein, doch wie auch beim Platin handelt es sich beim Palladium um einen vergleichsweise kleinen Markt, in dem bereits moderate Zuflüsse auf der Investorenseite zu kurzfristigen Preisspitzen führen können.Langfristige Analyse
Der rückläufige Bedarf infolge des Übergangs zur Elektromobilität sowie das zunehmende Angebot durch die Ausweitung des Sekundärmarkts aus recycelten Katalysatoren dürften in den kommenden drei Jahren zu einem deutlichen Überschuss führen. Dies sollte den Verkaufsdruck auf dem Palladiummarkt weiter erhöhen. Nur ein starker Anstieg der Investmentnachfrage könnte dieses Angebot kompensieren, was einen weiterhin steigenden Gold- und Silberpreis erfordert.Zusätzlich stellt eine globale wirtschaftliche Abschwächung ein weiteres Risiko für den Palladiumpreis dar. Im Falle einer Rezession mit dem Einbruch des Aktienmarktes wäre ein kurzfristiger und markanter Rückgang auf die Unterstützungszone bei 850 US-Dollar sehr wahrscheinlich.
Das langfristige Bild ist nicht optimistisch für den Palladiumpreis, da das wachsende Angebot aus dem Recyclingbereich voraussichtlich anhaltenden Einfluss auf den Markt haben wird. Spekulativ getriebene Preisanstiege, wie die kürzliche Preisrallye, stellen eine ideale Short-Chance dar. Parallel dazu dürfte sich das bereits historisch niedrige Palladium-Gold-Ratio in den kommenden Jahren weiter verringern und womöglich auf ein neues Allzeittief fallen.
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