Die Preise für Rohöl sind zuletzt auf Talfahrt gegangen. Wir sehen fünf Faktoren, die dafür sorgen dürften, dass sich die Sorte Brent in den kommenden Monaten in einer Handelsspanne von 65 - 85 US-Dollar bewegen wird. ">
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15.11.2018:
Vontobel Asset Management: "Die Preisspanne für Öl liegt in den kommenden Monaten bei 65 bis 85 US-Dollar"
Köln, den 15.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Jon Andersson, Head Commodities, Vontobel Asset Management. OPEC und Russland unter Druck, das Produktionsniveau zu senken
. US-Schieferöl-Produktion gewinnt weiter an Fahrt
. Mögliches Ende des Handelsstreits und Konjunkturprogramme Chinas
stabilisieren Ölpreis
Die Preise für Rohöl sind zuletzt auf Talfahrt gegangen. Wir sehen fünf Faktoren,
die dafür sorgen dürften, dass sich die Sorte Brent in den kommenden Monaten in
einer Handelsspanne von 65 - 85 US-Dollar bewegen wird.
(1) Die OPEC und Russland stehen unter Druck, das derzeitige Produktionsniveau
zu senken. Das ist eine Entscheidung, die voraussichtlich auf der nächsten
OPEC-Sitzung am 6. Dezember gefällt werden wird. Dafür sind folgende Gründe
ausschlaggebend:
- Angesichts der jüngsten Preiskorrekturen und des nachlassenden Drucks, den
Ölpreis zu niedrig zu halten, könnte die OPEC auf ihrer Dezembertagung wieder
Produktionskontingente in Erwägung ziehen. Darüber hinaus hat die OPEC einiges
an Glaubwürdigkeit verloren, da sie schon zum zweiten Mal in diesem Jahr die
Produktion zu schnell wieder hochfuhr, nachdem einige ihrer Mitglieder die
Produktion stärker als geplant gekürzt hatten (die OPEC und Russland machen
+1 mbpd und +0,3 mbpd des Angebotswachstums in den letzten 5 Monaten aus;
mbpd=1000 Barrel Öl/Tag). Die gestiegene Produktion kompensierte mehr als den
Verlust iranischer Exporte, der seit dem 4. November zu spüren ist und
letztlich das globale Angebot um weitere 1,5 mbpd verringern könnte.
- Der Druck der Trump-Regierung auf die OPEC, mit maximaler Kapazität zu
produzieren, nimmt ab. Jetzt, da die US-Mid-Term-Elections vorbei sind, hat
Trump weniger Interesse daran, die Benzinpreise niedrig zu halten. Allerdings
gibt es ein Szenario bei dem sich die OPEC wenig geneigt zeigen könnte, die
Produktion in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu kürzen: Nämlich dann, wenn
Trump strengere Exportsanktionen gegen den Iran umsetzen und die befristeten
Ausnahmeregelungen verschärfen würde. Eine solche Entwicklung könnte China,
Indien und die EU dazu zwingen, die iranischen Importe in den nächsten 180
Tagen deutlich zu reduzieren. Sollte dies der Fall sein, könnten die
iranischen Rohölexporte auf unter 0,5 mbpd oder um weitere -1 mbpd sinken und
so das globale Angebot verringern. Was dieses Szenario noch weiter verschärfen
könnte, ist die bisherige schlechte Bilanz von Saudi-Arabien und den USA,
wenn es darum geht, die verlorene iranische Erdölproduktion durch zusätzliche
saudische Fässer auszugleichen. Die Menge der von der Trump-Regierung
gewährten Ausnahmen überraschte die Saudis, da ihre Produktionssteigerung
damit auf weniger strenge Sanktionen als erwartet traf.
(2) Gleichzeitig beeindrucken die US-amerikanischen Schieferölproduzenten
weiterhin mit massivem Produktionswachstum. Tatsächlich könnten die USA
nach aktuellen Schätzungen bis Mitte 2019 die Produktion von 12 mbpd
überschreiten. Dies wird aus unserer Sicht jeden Aufwärtstrend von Rohöl
über 85 US-Dollar begrenzen.
(3) Nach umfangreichen Wartungsarbeiten in den letzten Monaten steigern die
Raffinerien ihre Produktion und erhöhen damit die Nachfrage nach Rohöl. Mit
ihrem starken Produktionswachstum sind die USA zu einem wichtigen Akteur auf
dem Exportmarkt geworden. Insbesondere erwarten wir, dass die Preise für
leichte, "süße" Rohölsorten (z.B. WTI und Brent) stark von der zukünftigen
Saisonalität der Raffinerieaktivitäten beeinflusst werden (stärker als in
der Vergangenheit). Während die Instandhaltungsaktivitäten der US-Raffinerien
die für US-Exporte verfügbaren Rohölmengen erhöhen werden, wirken sich
Turnarounds umgekehrt aus.
(4) Obwohl die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im November
die Erwartungen übertraf und der durchschnittliche Stundenlohn in den USA
im Jahresvergleich um +3,1 Prozent gestiegen ist, könnte die Fed einen
stärkeren US-Dollar, ein schwächeres globales Wachstum und niedrigere
Ölpreise als zwingende Gründe für eine weniger restriktive Politik sehen.
Weniger starke Zinserhöhungen sind negativ für den US-Dollar und damit
positiv für auf US-Dollar lautende Rohstoffe wie Rohöl.
(5) Mögliche Fortschritte bei der Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA
und China auf dem G20-Gipfel im November und die Umsetzung antizyklischer
Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Wirtschaft des
Landes werden sich positiv auf die chinesische Rohölnachfrage und somit auf
Rohölpreise auswirken. Aus unserer Sicht wird dies auch positive
Spillover-Effekte auf Schwellenländer im Allgemeinen haben, da sie sowohl
von erhöhter Wirtschaftstätigkeit als auch von stärkeren Währungen in Folge
eines Handelsabkommens zwischen den USA und China profitieren werden.
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