Die Europawahl wird voraussichtlich nur begrenzte Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Bei ausländischen Investoren herrscht Sorge über den Aufstieg populistischer Parteien. ">
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21.05.2019:
OFI Asset Management: "Draghis Nachfolger wird größere Auswirkung auf die Finanzmärkte haben als die Europawahl"
Köln, den 21.05.2019 (Investmentfonds.de) -
Jean-Marie Mercadal, CIO beim französischen Vermögensverwalter
OFI Asset Management
Jean-Marie Mercadal, kommentiert die Auswirkungen der Europawahlen auf die
Finanzmärkte, Italien und Draghis Nachfolger.
"Die Europawahl wird voraussichtlich nur begrenzte Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.
Bei ausländischen Investoren herrscht Sorge über den Aufstieg populistischer Parteien.
Allerdings haben Umfragen in den letzten Wochen darauf hingedeutet, dass diese nur etwa
30 Prozent der Sitze im Europäischen Parlament erobern könnten.
Den größten Effekt könnten die Europawahlen auf Italien haben. Die Fundamentaldaten Italiens
sind mit einem Verhältnis der Schulden zum Bruttoinlandsprodukt von etwa 130 Prozent schwach,
und die Regierungskoalition in Italien ist fragil. Der Ausgang der Europawahlen könnte zu
einer Regierungsumbildung oder sogar Neuwahlen führen.
Würde sich dann die Fünf-Sterne-Bewegung durchsetzen, könnte dies Volatilität am Markt für
italienische Staatsanleihen auslösen. Falls es zu einem Bündnis zwischen der Lega Nord und
Silvio Berlusconis Forza Italia kommen sollte, was am wahrscheinlichsten ist, würde das die
Anleger sicherlich beruhigen. Auf jeden Fall sollten Investoren Marktschwankungen zu ihrem
Vorteil nutzen, denn die Wahrscheinlichkeit eines "Italexit" ist sehr gering.
Mehr Einfluss auf die Finanzmärkte als die Europawahl könnte die Entscheidung über die
Nachfolge des EZB-Chefs Mario Draghi haben. Derzeit scheint Bundesbank-Präsident Jens
Weidmann gute Chancen zu haben. Schließlich hatte Deutschland diesen Posten noch nie inne.
Seine Wahl könnte aber Kursturbulenzen auslösen. Weidmann scheint dogmatischer als Draghi
und gilt als Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik.
Die größte Herausforderung für die Europäische Union ist der Weg zu mehr Konvergenz und
Harmonisierung. In Anbetracht der unterschiedlichen Schuldenquoten im Verhältnis zum
Bruttoinlandsprodukt, Haushaltsdefizite, Steuern und Regulierungen der Mitgliedsstaaten
ist es auf Dauer sehr schwierig, eine einheitliche Währung zu behalten. Dieser Prozess
ist komplex und braucht Zeit. Bislang gibt es jedoch einen politischen Konsens, den Euro
zu erhalten. Der Euro ist ein politisches Konstrukt, kein wirtschaftliches - das ist ein
Aspekt, den viele ausländische Investoren aus China und den USA nicht verstehen und deshalb
europäische Vermögenswerte untergewichten.
Anleger sollten sich wegen der Europawahl keine großen Sorgen machen und wenn die Märkte
etwas nachgeben sollten, ihre Positionen bei europäischen Aktien, besonders Dividendentiteln,
und europäischen Hochzinsanleihen erhöhen."
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