Die politischen Konflikte und Unsicherheiten sind nach wie vor zahlreich, parallel werden die konjunkturellen Risiken in der Weltwirtschaft Monat für Monat größer. ">
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28.06.2019:
J.P. Morgan AM: "Der Winter naht" - trotz Hitzewelle
Köln, den 28.06.2019 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management
Politische Konflikte beeinträchtigen das Wachstum im verarbeitenden Gewerbe
Fortsetzung der Aktienrally ohne Aussicht auf Gewinnwachstum zweifelhaft
Die Politik ist in den kommenden Wochen aufgefordert, entsprechende Weichen
auf Deeskalation zu stellen
Die politischen Konflikte und Unsicherheiten sind nach wie vor zahlreich, parallel
werden die konjunkturellen Risiken in der Weltwirtschaft Monat für Monat größer.
Laut Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management,
lässt sich diese Situation ungeachtet der aktuellen Hitzewelle mit einem Zitat sehr
passend zusammenfassen: "Der Winter naht." Dieser zentrale Satz aus der Erfolgsserie
"Game of Thrones" wird inzwischen in vielen Bereichen gern genutzt, um vor großen
sich aufbauenden Gefahren zu warnen, während sich trotz wachsender Bedrohung die
Protagonisten mit Leidenschaft bekämpfen. Galler sieht Parallelen im aktuellen Umfeld:
"Nach Jahren des Wachstums könnte angesichts der vielen ungelösten Konflikte der Winter
in der Konjunktur Einzug halten - mit entsprechenden negativen Folgen für
Gewinnentwicklung und Aktienmärkte." Ungeachtet der inzwischen bedrohlichen Situation
gehen auf politischer Ebene die Auseinandersetzungen zwischen den involvierten Staaten
weiter und nehmen teilweise an Schärfe zu.
Erste Spuren im verarbeitenden Gewerbe sichtbar
In Europa scheint der Brexit nach dem Rücktritt der Premierministerin und angesichts
schwindendem Rückhalt der Konservativen und der Labour Party in der Bevölkerung eine
immer schwerer lösbare Aufgabe zu sein. In Italien stehen die Zeichen nach dem erneuten
Wahlerfolg der Liga Nord bei den Europawahlen auf Konfrontation mit der Europäischen
Kommission beim Thema Fiskalpolitik. In der Türkei könnte die Wirtschaft unter möglichen
US-Sanktionen aufgrund des Kaufs einer russischen Raketenabwehr leiden. "Auf globaler
Ebene ist nach dem vorläufigen Scheitern der chinesisch-amerikanischen
Handelskonsultationen der Freihandel immer noch in der Defensive", analysiert
Tilmann Galler. Besorgniserregend waren die Strafzolldrohungen des US-Präsidenten
gegen Mexiko wegen der Problematik der illegalen Einwanderung, was der Welt verdeutlicht
hat, dass die USA bereit sind, Strafzölle auch außerhalb von Handelsfragen als politisches
Druckmittel einzusetzen.
Die Summe der politischen Hiobsbotschaften hinterlässt inzwischen tiefe Spuren im
verarbeitenden Gewerbe: Der globale Einkaufsmanagerindex ist im Mai auf den tiefsten
Stand seit der Eurokrise 2012 gefallen. Aufgrund der Sorgen über die weitere Entwicklung
stellen viele Unternehmen ihre Investitionsvorhaben zurück. Auch auf dem Arbeitsmarkt
trübt sich die Stimmung allmählich ein - die Bereitschaft für Neueinstellungen schwindet.
Wirkung geldpolitischer Maßnahmen fraglich
Die US-Regierung nimmt nach Ansicht von Tilmann Galler die aufkommende Schwäche in der
Wirtschaft zum Vorwand, den Druck auf ihre Notenbank zu erhöhen. Zinssenkungen sollen
demnach der Schutzwall vor einer drohenden Rezession sein. Doch selbst wenn die Federal
Reserve dem Ruf der Politik mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr folgen sollte, sei es
zweifelhaft, ob damit die gewünschte Wirkung erzielt werden könnte. "Allein der
auslaufende Fiskalstimulus wird bis zum Ende des Jahres 1 Prozent des US-Wachstums kosten.
Ob das Wachstum sich stabilisieren wird hängt davon ab, wie die Unternehmen auf die
globalen Konflikte reagieren und nicht ob die Finanzierungskosten ein halbes Prozent
tiefer liegen. Der Ball liegt also eher bei der Politik als bei den Zentralbanken",
erklärt Galler.
Aktienrally wird ohne Gewinnwachstum ausgebremst
Nachlassendes Wirtschaftswachstum, ein im Vergleich zum Vorjahr niedriger Ölpreis und
stagnierender Welthandel werden nach Analyse von Tilmann Galler dem Umsatzwachstum
schaden, während der Anstieg der Lohnkosten aufgrund der aktuellen Vollbeschäftigung
voraussichtlich stabil bleiben wird. Entsprechend wird der Margendruck für die
Unternehmen in den kommenden Quartalen zunehmen. "Auch wenn der Anteil der USA am
internationalen Warenverkehr bei nur 8 Prozent liegt, zeigen die historischen
Erfahrungen, dass die Gewinnentwicklung der US-Unternehmen sehr hoch korreliert
ist mit der Aktivität im Welthandel.
Eine Fortsetzung der Aktienrally ohne Aussicht auf entsprechendes Gewinnwachstum - also
allein basierend auf expansiver Notenbankpolitik - ist nach unserer Ansicht nicht sehr
realistisch", erklärt Galler. Eine notwendige Bedingung für höhere Unternehmensgewinne
wäre zumindest eine Deeskalation in der Handelspolitik - gelingt es nicht, in den
kommenden Sommerwochen die nötigen Weichen zu stellen, könnte der wirtschaftliche
Winter für viele Unternehmen schneller kommen als der kalendarische.
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