Investmentfonds.de
01.10.2019:
Euroswitch Pressemitteilung: "Von Wahrheiten und Wahrscheinlichkeiten"
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Köln, den 01.10.2019 (Investmentfonds.de) -
Thomas Böckelmann, Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch
"Deutschlands Wirtschaft ist wohl zwei Quartale in Folge geschrumpft. Damit sind
die Kriterien einer technischen Rezession erfüllt", fasst Thomas Böckelmann,
leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch, die derzeitige
Situation zusammen. Dabei sind privater Konsum und der Dienstleistungssektor
vergleichsweise stabil. Das lässt zunächst wahrscheinlich erscheinen, dass die
Rezession in erster Linie Folge globaler Handelsstreitigkeiten und des Brexits ist,
also vorläufiger Natur, falls es in nächster Zeit zu wünschenswerten Kompromissen
kommt. Diese Einschätzung - so richtig für die Weltwirtschaft - könnte im Falle
Deutschlands zu optimistisch sein. Jüngste Veröffentlichungen der OECD deuten für
Deutschland vielmehr den Weg in eine strukturelle Krise. So ist Deutschland das
einzige Industrieland mit negativen Nettoinvestitionen seit vielen Jahren. In den
Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung sowie Digitalisierung gehört man zu
den Schlusslichtern. "Das Geschäftsmodell des "Exportweltmeisters" ist nicht nur
durch das global zunehmend protektionistische Politikumfeld in Gefahr - vieles ist
hausgemacht, angefangen von einer nicht vorhandenen auf Innovation ausgerichteten
Wirtschaftspolitik bis hin zu den höchsten Strompreisen der Welt", so Böckelmann.
Dabei sei Wachstum für die Wohlstandssicherung unerlässlich und biete einem
Sozialstaat die für die Umverteilung erforderliche Verteilungsmasse.
Die Begriffe "Energiewende", "Verkehrswende" und jüngst die "Wohnwende" seien
zu einer immer größeren Bedrohung für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands
geworden. Dies gehe mit einer immer aggressiveren Kritik an der Europäischen
Zentralbank EZB und genereller Skepsis gegenüber den Kapitalmärkten einher.
Zumindest der EZB könne man nicht vorwerfen, gegen die Wirtschaft zu agieren.
Nach der letzten Pressekonferenz sind Zinsanstiege über Jahre ausgeschlossen und
die Geldgeschenke an die Eurostaaten werden fortgesetzt. Diese Art verdeckter
Staatenfinanzierung müsse natürlich kritisiert werden, die Politik wisse aber noch
immer nicht, wie ein Europa zukünftig aussehen soll. "Wer den Euro erhalten will,
der muss mit der Notenbankpolitik leben wie sie nun einmal ist. Auch Deutschland
sollte diese Geldgeschenke annehmen und wieder mehr investieren. Sonst wird die
"schwarze Null" sehr wahrscheinlich zu einer weiteren Belastung für die deutsche
Wirtschaft", warnt Böckelmann.
Richtig vorsorgen bedeutet investieren
Nicht die verdeckte Staatsfinanzierung durch die EZB scheine in Deutschland das
Problem, sondern vielmehr der nominal negative Zins. Dabei ist der reale Zins für
die Kaufkraft und Altersvorsorge entscheidend und dieser war in Deutschland über
weite Teile seit den 70er Jahren für Sparverträge negativ. Gemessen an der Aktienquote
betrieblicher Vermögen für die Altersvorsorge bildet Deutschland mit 8 Prozent das
Schlusslicht aller Industriestaaten, Polen liegt mit 80 Prozent Aktienquote in Europa
an der Spitze. Dabei ist empirisch belegt, dass sehr lange Investmenthorizonte gerade
wie für die Altersvorsorge mit einem erhöhten Anteil an Aktienengagements erfolgreicher
sind. "Diese so nötige Geldanlage wird mit der in Deutschland aktuell geplanten
Finanzmarkttransaktionssteuer leider wieder benachteiligt", so Böckelmann.
Licht und Schatten erwartet
Die anstehenden Veröffentlichungen der Unternehmensergebnisse für das
abgelaufene Quartal werde tiefe Einblicke in den durch die Handelskonflikte
beeinträchtigte industrielle Landschaft gewähren. Gleichzeitig werde die Frage
beantwortet, ob der starke Dienstleistungssektor weiterhin die industrielle Schwäche
kompensieren kann - zumindest aus globaler Sicht spräche viel für ein optimistisches
Szenario. Auf der politischen Seite blieben der Brexit und jüngste Meldungen,
Donald Trump wolle in Aktienallokationen amerikanischer Anleger eingreifen, belastend.
"Mit der Beeinträchtigung der Wirtschaft steigt allerdings auch der Druck auf eine
politische Einigung im Handelsstreit, auch wenn die Welthandelsorganisation WTO die
Verhängung amerikanischer Zölle gegen die EU zunächst für rechtmäßig erklärt hat",
so das Fazit von Böckelmann.
Quelle: Investmentfonds.de

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