Das Corona-Virus hat Gesellschaften und Volkswirtschaften auf den Kopf gestellt. Die Menschen haben neue Lebens- und Arbeitsweisen gefunden; die Unternehmen haben neue Geschäftsmodelle erfunden.">
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28.10.2020:
NN Investment Partners: "Corona könnte Regierungswandel auslösen"
Köln, den 28.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Marco Willner, Head of Investment Strategy bei NN IP Corona könnte Regierungswandel auslösen
Liberalismus und Globalisierung könnten
Populismus oder einer "neuen Linken" Platz machen
Das Modell eines "starken Staates" könnte
eine Konsequenz der Corona-Erfahrung sein
Kalter Krieg zwischen den USA und China
würde jede Nation zwingen, sich für eine Seite zu
entscheiden
Das Corona-Virus hat Gesellschaften und
Volkswirtschaften auf den Kopf gestellt. Die Menschen
haben neue Lebens- und Arbeitsweisen gefunden; die
Unternehmen haben neue Geschäftsmodelle erfunden.
Gleichzeitig versuchen Regierungschefs aller
politischen Couleur, die Ausbreitung des Virus in
den Griff zu bekommen und gleichzeitig den
wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Nachdem Corona
sich an die Spitze der innenpolitischen Agenda
praktisch jeder Nation gedrängt hat, kann es nun als
Katalysator für eine Welle staatlicher Transformation
dienen.
Die Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen ein Gefühl
der Besorgnis hinterlassen, aber auch den Wunsch nach
Veränderung geweckt. Die Politiker sehen sich
unterdessen mit beispiellosen Herausforderungen und
Machtbefugnissen konfrontiert. Vor diesem Hintergrund
identifiziert NN Investment Partners (NN IP) drei
Unbekannte, die zu einem Beschleunigungsfaktor für
bestehende Trends und einem Katalysator für
Veränderungen werden könnten.
"Der bestimmende Politik-Mix in den 2020er Jahren
wird davon abhängen, ob die liberale Denkweise der
vergangenen vier Jahrzehnte Nationalisten und Populisten
oder einer "neuen Linken" mit progressiven Politikern
Platz macht", sagt Marco Willner, Head of Investment
Strategy bei NN IP.
"Eine weitere Schlüsselfrage wird sein, ob wir den
Aufstieg des starken Staates erleben werden oder
eine Fortsetzung des Laissez-faire-Staates, der die
Wirtschaftspolitik seit den 1980er Jahren geprägt hat."
Die Pandemie könnte auch der Katalysator für einen
Kalten Krieg zwischen den USA und China sein, so Willner.
Es wäre das Ende der Koexistenz von internationaler
Zusammenarbeit und wirtschaftlichem Wettbewerb zwischen
den Ländern und würde die Beziehungen in Richtung
strategischer Wettbewerb und einer Politik der Stärke
verschieben.
Marco Willner und Mariana Mazzucato, preisgekrönte
Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin, diskutierten
bei einer digitalen Veranstaltung über aktuelle unbekannte
Faktoren, die große Auswirkungen auf Investoren haben.
Dies war die vierte Veranstaltung dieser Art in NN IPs
UpsideDown-Reihe, die sich auf die Welt nach der
Pandemie konzentriert.
Mariana Mazzucato sagt: "Corona bietet uns die Möglichkeit,
den Kapitalismus zu verändern. Wie wir Wert messen, wie
wir zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen,
und wie wir öffentlich-private Beziehungen so strukturieren,
dass es weniger um Almosen und Sicherheiten geht als um
Co-Investitionen, bei denen sowohl Risiken als auch Gewinne
geteilt werden. Wir müssen die digitale Kluft, die geistigen
Eigentumsrechte für den Impfstoff und die Wiederaufbaufonds
so verwalten, dass das Gemeinwohl im Mittelpunkt steht.
Das bedeutet, dass Zweck und Stakeholder-Value nicht länger
auf die Unternehmensführung beschränkt bleiben dürfen,
sondern in den Mittelpunkt der Frage gestellt werden müssen,
wie wir Partnerschaften zwischen allen Wertschöpfern - in
öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen
Organisationen - schaffen können. Wir müssen im Wiederaufbau
besser werden."
Um zu verstehen, welche Auswirkungen die Pandemie auf die
Herausforderungen haben könnte, denen sich die Regierungen
nach der Pandemie gegenübersehen, hat NN IP drei wichtige
Unbekannte identifiziert. Durch die Analyse, wie sich diese
Unbekannten entwickeln könnten und wie schnell sowie
dauerhaft diese Veränderungen sein könnten, können sich
Investoren besser für eine Welt nach der Pandemie aufstellen.
Wird der Liberalismus einem populistischen Nationalismus
oder einer "neuen Linken" weichen?
Das Ende der Globalisierung nach der Finanzkrise 2008 bot
einen Nährboden für rechtspopulistische Politiker, die
einfache Lösungen für die Menschen anboten, die durch die
Globalisierung auf der Strecke geblieben waren. Jetzt, in
der Zeit nach der Pandemie, könnten liberale Regierungen
unter Druck geraten, weil die Vorteile der Globalisierung
schwinden und die Ungleichheit ein dringliches Problem
bleibt, während populistische Politiker dadurch gefährdet
sind, dass ihre Abneigung gegen technokratische Politiker
oft mit einem schlechten Management der Pandemie einherging.
Dies könnte zu einer Art Gegenreaktion führen, die
progressiven Politikern den Weg ebnet, und den Respekt vor
Fakten wieder herstellt. Diese "neuen linken" Politikerinnen
und Politiker findet man häufig in den grünen Parteien
Europas. Sie kämpfen für eine moderne Art der Inklusion,
bei der gesellschaftliche Themen mehr Aufmerksamkeit erhalten,
und räumen öffentlichen Themen wie Gesundheitsversorgung,
Umwelt, Bildung und Infrastruktur höhere Priorität ein.
Die allgemeine politische Richtung der neuen Linken zielt
eher auf Chancengleichheit als auf gleiche Einkommen ab.
Starker Staat oder Laissez-faire?
Die jüngsten Lockdown-Maßnahmen verletzten die
persönlichen Freiheiten und führten zu Grenzschließungen.
Die Pandemie führte auch dazu, dass die meisten Regierungen
mit steigender Arbeitslosigkeit und Verschuldung konfrontiert
waren, was den Druck zur Erhöhung der Steuern verstärkte.
Kurzum, die Regierungen haben in letzter Zeit weit mehr Macht
ausgeübt als in der Vergangenheit, und die neuen
wirtschaftlichen Herausforderungen erfordern weitere
Interventionen in der Zukunft. Ein "starker Staat" könnte auf
zwei unterschiedlichen Gebieten intervenieren: auf der Ebene
der individuellen Rechte oder als dominanter Marktteilnehmer
in der heimischen Wirtschaft.
Ein neuer Kalter Krieg
Die Pandemie könnte der Katalysator für einen Kalten Krieg
zwischen den USA und China sein. Sie würde die Koexistenz von
internationaler Zusammenarbeit und wirtschaftlichem Wettbewerb
zwischen den Ländern beenden und die Beziehungen auf
strategischen Wettbewerb und eine Politik der Stärke verlagern.
Die "America First"-Doktrin von US-Präsident Donald Trump
versucht, die multilaterale Ordnung, die die USA nach dem
Zweiten Weltkrieg mit aufgebaut haben, rückgängig zu machen.
Dieser Ausstieg schafft ein Machtvakuum, das China zu füllen
versucht. Wenn der Trend zur Politik der Stärke die Oberhand
gewinnt, werden sich alle Länder für eine Seite entscheiden
müssen.
Für Europa könnte ein neuer Kalter Krieg ein Schlüsselmoment
darstellen. Die äußere Bedrohung könnte der Katalysator für
mehr politische, militärische und wirtschaftliche Integration
sein. Die Unterschiede zwischen den vielen Ländern Europas
haben jedoch zwei Folgen. Erstens ist es unwahrscheinlich,
dass sich alle europäischen Länder für die gleiche Seite
entscheiden werden. Zweitens wird die Zusammenarbeit zwischen
den europäischen Ländern genügen, um eine Union zu schaffen,
die stark genug ist im globalen Wettlauf zu bestehen. Es ist
jedoch unwahrscheinlich, dass eine solche Union das
nationalstaatliche Modell vollständig aufgeben und selbst zu
einer führenden Macht werden würde. In der europäischen
Politik geht es üblicherweise darum, die richtige Balance
zu finden.
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