Das Rezession-Szenario wird immer deutlicher. Es ist zu erwarten, dass der IWF seine Ende 2021 veröffentlichte Schätzung des globalen Realwachstums von 4,4 % für 2022 jeden Moment zurücknimmt.">
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16.03.2022:
DPAM | Peter De Coensel-Kolumne: "DIE MACHT DER FACHKRÄFTE"
Köln, den 16.03.2022 (Investmentfonds.de) -
Peter De Coensel, CEO von DPAM
Das Rezession-Szenario wird immer deutlicher. Es ist zu erwarten, dass der IWF
seine Ende 2021 veröffentlichte Schätzung des globalen Realwachstums von 4,4 %
für 2022 jeden Moment zurücknimmt. Es ist mit einer dürftigen Anpassung zu
rechnen, vielleicht im Einklang mit der EZB, die am vergangenen Donnerstag,
den 10. März, das diesjährige reale Wachstum im Euroraum um bescheidene 0,5 %
reduzierte. Laut EZB wird die Eurozone ein immer noch robustes reales Wachstum
von +3,7% statt der +4,2% vor dem Konflikt erreichen. Rechnen Sie mit weiteren
Anpassungen.
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Die Analyseabteilungen der Universalbanken in den USA und der EU gehen von
größeren Einbrüchen aus und rechnen mit einer globalen Wachstumsverlangsamung
von etwa 1,5 %. Bei vormals Schätzungen von über 4 % bewegt sich die Bandbreite
der Ergebnisse jetzt zwischen 2,5 % und 3,50 %. Der allgemeine Konsens geht nach
wie vor davon aus, dass die Wachstumsmotoren widerstandsfähig bleiben, da die
Schwellenländer und die Volkswirtschaften der Industrieländer (wieder)
nachhaltige fiskalische Unterstützung und eine großzügige geldpolitische
Akkommodation anwenden, die die Wirtschaftsakteure von einer Rezession verschont.
Ungeachtet dessen signalisierte vor der Pandemie ein Rückgang des globalen
Realwachstums unter 3,00 % das Risiko einer Rezession. Das Stagflationsszenario
wurde zum vorherrschenden Szenario. Die Marktbedingungen, wie sie in den 1970er
Jahren herrschten, lassen sich gut erkennen. Da der Markt jedoch die Auswirkungen
der nicht länger stabilen Inflation auf das potenzielle Wachstum und die
Rentabilität der Unternehmen abschätzen kann, befinden sich die Arbeitsmarkt-
bedingungen heute auf der völlig anderen Seite des Spektrums als in den
70er Jahren.
Dennoch verlaufen die Übertragungskanäle bei Stagflation entlang der
traditionellen Denkrichtung und konzentrieren sich auf die Preisgestaltungsmacht.
Trotzdem sind die Arbeitsmarktbedingungen weltweit angespannt. Die Arbeitslosen-
zahlen in den USA und in der EU erreichen mit 3,8 % bzw. 6,2 % neue Rekordtiefs.
Angesichts der angespannten Lage auf den Arbeitsmärkten heute, aber auch auf
längere Sicht, bin ich der Meinung, dass die Unternehmen vorsichtig sein sollten,
wenn sie sich auf wirtschaftlichen Gegenwind vorbereiten. In der bevorstehenden
Stagflation werden erfolgreiche Unternehmen ihre Preis- und Margenstärke mit
ihren Fachkräften kombinieren.
Die Fähigkeit, die Produktivität, die Effizienz, den Kundenservice und die
Kundenzufriedenheit eines Unternehmens zu steigern, wird zum Unterscheidungs-
merkmal zwischen unterdurchschnittlichen, durchschnittlichen und erfolgreichen
Geschäftsmodellen.
Ein allgemeiner, kurzfristiger Rentabilitätsrückgang (geringerer Gewinn je Aktie
in den nächsten 12 Monaten) kann sich schneller normalisieren, wenn die
unternehmenseigenen Fachkräfte, also der Faktor Mensch, gefördert werden, aber
auch neues Personal (von der Konkurrenz) an Bord geholt werden kann. Fachkräfte
werden zu einem wichtigen Hebel, um Marktanteile zu gewinnen.
Die Macht der Fachkräfte hat sich zu einer notwendigen Voraussetzung für die
Erzielung von Preismacht entwickelt. Die zunehmende Automatisierung hat zu einer
Kommerzialisierung von Produkten und Dienstleistungen geführt. Die Automatisierung
im Allgemeinen und die fortgeschrittene Verfahrenstechnik im Speziellen haben das
Gleichgewicht der Abhängigkeiten bei den Produktionsfaktoren verschoben. Kapital
und natürliche Ressourcen sind weiterhin im Überfluss vorhanden.
Natürliche Ressourcen als Produktionsfaktor erfordern einen Übergang weg von
fossilen Brennstoffen hin zu kohlenstoffneutralen Lösungen. Die Interessen der
Finanz- und der Realwirtschaft haben sich in den letzten Jahren einander angenähert.
Die Kapital- und Kreditmärkte sind intakt. Akzeptieren Sie die Tatsache, dass
die Zentralbanken ihre Geldpolitik normalisieren müssen, da die Fehlallokation
von Kapital (Spekulation) seit 2009 zugenommen hat.
Damit bleibt nur noch der Faktor Arbeitskraft übrig, der den Unterschied zwischen
Marktführern und Verlierern ausmachen wird. In den letzten 20 Jahren haben wir
eine langsame Verschiebung des Gleichgewichts von einer Abhängigkeit von
natürlichen Ressourcen und kapitalbasierten Geschäftsmodellen hin zu Unternehmen
erlebt, die hauptsächlich von ihren talentierten Fachkräften und der
Monetarisierung der menschlichen Intelligenz eines Unternehmens leben.
Talentierte Mitarbeiter haben die Fähigkeit, Daten zu verarbeiten und in
intelligente Kundenlösungen und Produkte umzusetzen. Die Datenmodellierung wirkt
sich direkt auf die Geschäfts- und Wettbewerbsfähigkeit aus. Daten haben das
Erdöl als Hauptfaktor abgelöst, der nicht nur unsere Volkswirtschaften ankurbelt,
sondern sie auch wachsen lässt.
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