LFDE Macroscope: Ein Unglück kommt selten allein

Olivier de Berranger, Chief Investment Officer und Enguerrand Artaz, Fondsmanager La Financière de L`Echiquier
Nach einer vorübergehenden Zunahme der Risikoaversion schwammen die Märkte in der vergangenen Woche auf einer Woge ermutigender Nachrichten aus den USA und machten einen deutlichen Satz nach oben.
Zuerst zum Shutdown: Vertreter von Demokraten und Republikanern einigten sich endlich auf die Finanzierung der von US-Präsident Donald Trump gewünschten Grenzmauer zu Mexiko. Dieser Kompromiss, der die Freigabe von 1,3 Milliarden US-Dollar vorsieht, wurde erst vom Repräsentantenhaus und dann vom Weißen Haus gebilligt, das mitteilte, der Präsident stehe im Begriff, das Finanzierungsgesetz zu erlassen, aber auch den nationalen Notstand auszurufen. Auf diesem Wege kann Trump zusätzliche Mittel für den Bau der Mauer erhalten, wobei er zweifelsohne jene Gelder verwendet, die für die Verbesserung militärischer Anlagen gedacht sind. Auch wenn Nancy Pelosi, die demokratische Vorsitzende des Repräsentanten- hauses, mitteilte, diese Ausrufung des nationalen Notstandes gerichtlich anfechten zu wollen, dürfte die Einigung einen neuen Shutdown, wie er die US-amerikanischen Behörden bereits einen Monat lang lahmgelegt hatte, verhindern.
Zweitens zu den Verhandlungen mit China: Trump hatte die Möglichkeit angedeutet, den Stichtag 1.März, an dem die Zölle auf chinesische Importgüter im Wert von 200 Milliarden Dollar angehoben werden sollen, mangels Einigung zu verschieben. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg sei der US-Präsident bereit, dieses Ultimatum um 60 Tage zu verlängern. Unterdessen äußerte der maßgeblich an den Verhandlungen beteiligte US-Finanzminister Steven Mnuchin gegenüber der Presse: "Bisher läuft alles gut!" Auch wenn die grundlegenden Fragen, allen voran die Führungsrolle im Technologiesektor, noch lange nicht geklärt sind, scheint dies auf den chinesischamerikanischen Handelskonflikt zuzutreffen. Grund dürfte der von China angekündigte massive Kauf von landwirtschaftlichen Produkten und Automobilen aus den USA sein.
Die positiven Entwicklungen bei diesen beiden Themen brachten einen frischen Wind der Zuversicht an die Aktienmärkte, der allerdings durch die US-Einzelhandels- umsätze ein wenig gedämpft wurde. Denn im Dezember sanken die Umsätze zum Vormonat um 1,2 Prozent. Ohne Automobile und Kraftstoff gingen sie sogar um 1,4 Prozent zurück. Dies ist der stärkste Monatsrückgang seit fast 10 Jahren (März 2009). Bei diesen Zahlen spielen einzelne Ereignisse eine Rolle. Die Flaute an den Finanzmärkten, die Ende des Jahres auch die US-Aktienmärkte traf, ist hier zu nennen, aber vor allem auch die Folgen des Shutdown, der am 22. Dezember begann. Auch weitere, deutlich weniger erfreuliche Zahlen weisen darauf hin, dass sich die Konjunktur zweifelsohne auch in den USA verlangsamt, wenngleich eine Rezession nicht unmittelbar bevorsteht. Im Hinblick darauf korrigierten die Fed von Atlanta, aber auch JP Morgan und Barclays ihre Wachstumsprognosen für das 4. Quartal 2018 deutlich nach unten. Eine erste Schätzung des Wachstums wird für den 28. Februar erwartet.
Zu Beginn dieses Jahres - die abgelaufene Woche veranschaulichte dies gut - scheinen die Märkte eine gewisse Selbstgefälligkeit an den Tag zu legen, die durch Maßnahmen der Zentralbanken und durch die Hoffnung auf positive Lösungen bei einigen politischen Themen bedingt ist. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass das gesamtwirtschaftliche Umfeld mit einer Wachstumsverlangsamung in allen Regionen der Welt der Hauptgrund für den lockereren Kurs der Zentralbanken ist, die wohl weiterhin auf Sicht steuern müssen.
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